Rückblick: Frankfurter Buchmesse 2021

Strenge Hygieneauflagen und ein hybrides Veranstaltungskonzept zur Frankfurter Buchmesse 2021. Foto: Marc Jaquemin, über Buchmesse.

2021 kam die Frankfurter Buchmesse in kleinerem Rahmen zurück in die Messehallen. Parallel stellte sie viele Programmpunkte digital ins Netz. Auch wenn einiges anders war als in früheren Jahren: Neue Bücher wurden präsentiert, Preise verliehen und über die Zukunft der Branche diskutiert. Edition Estrany stellte die Neuerscheinung “Intelligenz jenseits der Logik - die anderen 80%. Warum wir wohlhabend, aber unglücklich sind” vor Ort am Livro-Gemeinschaftsstand vor.

Hybrides Konzept und Programmmitschnitte der FBM 2021

Nach der covid-bedingten Zwangspause im Vorjahr öffnete die Frankfurter Buchmesse dieses Jahr nun wieder ihre Hallentore vor Ort. Vom 20. bis 24. Oktober und mit dem Slogan „Re:Connect“ wurde ein Wiedersehen auf bekanntem Terrain und zugleich ein Neubeginn in angepasstem hybriden Format möglich gemacht.

Ohne öffentliche Bühnen und mit beschränkten Besucherzahlen auf dem Messegelände wurden das Live-Streaming der Studiodiskussionen und eine digitale Ausstellung zu wichtigen Elementen des Gesamtkonzepts. Dadurch sind auch nachträglich viele Mitschnitte über den YouTube-Kanal der Buchmesse abrufbar. Auch das digitale Ausstellerverzeichnis ist noch bis ins Frühjahr 2022 über die Website zu erreichen.

 

Zahlen, Fakten und Preise der FBM 2021

Trotz dieser neuen Angebote und auch wenn nahezu alle großen deutschen Verlagshäuser wieder den Weg auf die Fläche gefunden hatten, blieb die Ausstellerlandschaft nicht nur kleiner, sondern auch deutlich weniger international als in den vergangenen Jahren. Rund 1.700 Aussteller waren es in diesem Jahr - verglichen mit 7.500 im “normalen” Messebetrieb 2019. Die Zahl der Besucher war von den Behörden auf 25.000 an jedem der fünf Messetage beschränkt worden. Diese Obergrenze wurde nur am Messesamstag erreicht und insgesamt nicht ausgereizt: 73.500 Personen zählte die Buchmesse insgesamt über alle Veranstaltungstage am Einlass (Pressemitteilung).

Auch wenn dieses Jahr nicht alle Preise verliehen wurden, die sonst zum festen Programm gehören; die Verleihung des Deutschen Buchpreises fand wie gewohnt statt! Als bestes deutsches Buch wurde 2021 „Blaue Frau“ von Antje Rávik Strubel ausgezeichnet. Die simbabwische Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga wurde mit dem vom Börsenverein verliehenen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Nicht verliehen wurden dieses Jahr unter anderem der Buchblog-Award und der Kindle Storyteller Award. Eine Liste aller Preise und Preisträger hat der Buchreport zusammengestellt.

 

Margaret Atwood spricht live aus Toronto zur Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse 2021. Foto: Marc Jacquemin, über Buchmesse.

Gastland Kanada feiert Stimmenvielfalt

„Jedes Buch ist eine Stimme“, beschwor der kanadische Weltstar Margaret Atwood in ihrer Rede zur Eröffnungsfeier. Gastland Kanada feiert mit dem Motto „Singulier – Pluriel“ die Vielfalt der eigenen Geschichte und der Stimmen ihres Landes. Dass dies ernst gemeint war, zeigte sich unter anderem darin, dass auf der Buchmesse unter anderem auch Simultanübersetzer für Cree bestellt waren: einer Algonkin-Sprache mit insgesamt etwa 100.000 Sprechern.

Der Mitschnitt der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse 2021 kann auf YouTube in voller Länge abgespielt werden.

Für erlebbare Vielfalt trotz reduziertem Umfang sorgten in diesem Jahr auch mehrere Gemeinschaftsstände internationaler Aussteller sowie unabhängiger und Klein-Verlage, die nicht oder nur mit kleinem Team nach Frankfurt reisten.

Edition Estrany stellte die Neuerscheinung “Intelligenz jenseits der Logik” am Livro-Stand

in Halle 3.1 vor.

Der Livro-Messekatalog mit allen Neuerscheinungen ist nach wie vor online unter https://mvb-online.de/marken-und-produkte/livro/anmeldung einzusehen.

Auch nach wie vor online verfügbar ist die Online-Leseprobe von “Intelligenz jenseits der Logik”.

Fritz Kröger, “Intelligenz jenseits der Logik - die anderen 80 Prozent”, 2021 (obere Reihe, 2. von links) am Messestand in Halle 3.1/G88.

 

Eine Messe ohne Autorenbühnen

Neben den leer wirkenden Hallen war vor allem das Fehlen der Autorenbühnen in den Ausstellungshallen ein merklicher Unterschied zum früheren Veranstaltungskonzept. Auch wenn Signieren hinter Plexiglasscheiben zum Teil möglich war, die Interaktion von (Neu-)Autoren und Publikum als eines der zentralen Elemente der Buchmesse wurde schmerzlich vermisst, wie die Autorin Anna Dushime in der taz erläutert.

Als diesjähriges Motto hatte sich die Buchmesse die Frage „Wie wollen wir leben?“ gestellt. Vor allem zwei Diskussionen reichten auch über den Rahmen der Messe hinaus: Zum einen die umstrittene Teilnahme eines neurechten Verlags auf der Buchmesse 2021 und damit verbundenen Autorenabsagen: Boykott oder Auschluss? Wie umgehen mit rechten Verlagen auf Buchmessen? Und zum anderen die Frage nach gendergerechter Sprache: Gendern. Wie Sprache elegant für alle gelingt. (Verlinkt sind Diskussionsbeiträge aus dem Youtube-Kanal der Buchmesse.)

 

Ausblick 2022

Die Veranstalterin Buchmesse zeigt sich zufrieden mit der diesjährigen Rückkehr in die Hallen: back to business, aber (noch) nicht back to normal lautete ihr Fazit. Der Termin für die nächste Frankfurter Buchmesse steht bereits fest: der 19. bis 23. Oktober 2022 ist für die 74. Ausgabe der Messe gesetzt.

Ob 2022 an die Zeiten von 2019 anknüpft, noch mehr Digitales verlangt oder sogar ganz neue Wege gehen muss, wie unter anderem die FAZ andeutet, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Als Gastland wird sich 2022 Spanien mit dem Motto „Sprühende Kreativität“ als Ehrengast der Messe präsentieren.

 
Zurück
Zurück

Das Hamsterrad der Logik.

Weiter
Weiter

Die Vergreisung der Schulmedizin.