Das Hamsterrad der Logik.

Warum sind Herz-Kreislauferkrankungen in Deutschland die häufigste Todesursache – insbesondere von an sich sehr erfolgreichen Menschen?

Warum streben wohlhabende, millionenschwere Menschen rastlos nach immer mehr Reichtum mit negativen Folgen für die Gesundheit? „Erst läuft man mit der Gesundheit nach dem Geld, und dann mit dem Geld nach der Gesundheit“.

Warum unterwerfen sich sehr intelligente, sehr wohlhabende und sehr erfolgreiche Menschen freiwillig einem minutengenauen, voll getakteten Zeitkorsett vergleichbar einer mentalen Zwangsjacke?

Warum begeben sich Menschen in einen solchen Schaffens- und Leistungsrausch, der sie blind macht für die Konsequenzen ihrer Arbeit für ihre Mitmenschen, die Umwelt und letztendlich ihr eigenes Glück?

Ursachen dieser fatalen, unseligen Fehlentwicklung sind die beiden Grundlagen unserer Kultur, unserer Zivilisation: die Logik und die christliche Kirche.

Im Hamsterrad der Logik werden Überarbeitung und im Extremfall Burnout zum Statussymbol. (Bild über Adobe Stock)

 

Die Kirche steuert den Belohungsstrukturen des Materialismus nicht entgegen

Die ausschließliche Orientierung der Logik an der Realität, der Materie führte konsequenterweise zum Materialismus als führender Geistesverfassung. Das Streben nach dem Aufhäufen der Materie, dem Wohlstand führte seit Beginn der Neuzeit zu einem beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg Europas und Amerikas – lange Zeit den führenden Weltregionen. 

Die christliche Kirche steuerte mit der Vermittlung der Todesangst, Leibes - und Sexualfeindlichkeit sowie mit Überfrachtung mit Schuldgefühlen – Erbsünde – noch zur Steigerung der Fokussierung auf das Wohlstandsstreben bei.

Die Belohnungsmechanismen des Materialismus in Form von Wohlstand, Reichtum, Status und Macht schlugen sich konsequenterweise in den Motivstrukturen der Menschen nieder: Ehrgeiz, Erwerbstrieb und Hunger nach Aufstieg: Harte Arbeit zahlt sich aus – sehr harte Arbeit lohnt sich noch mehr und zahlt sich noch mehr aus.

Solche Belohnungsstrukturen führen natürlicherweise zu einer weiteren Verstärkung zugrundeliegender Motivationsstrukturen. Noch härtere Arbeit, Stress und permanente Adrenalinschübe bis hin zu einem ununterbrochenen Adrenalinteppich. Überarbeitung und im Extremfall Burnout werden zum Statussymbol. Am angesehensten sind diejenigen, die offensichtlich am härtesten arbeiten – und auch darunter leiden. Und dies gilt für alle sozialen Schichten. Im kapitalistisch geprägten, amerikanischen System sind dies insbesondere Unternehmer, Consultants und Investmentbanker, bei denen 90-Stunden Wochen die Regel sind mit allen Konsequenzen des Dauerstresses – und dies alles, obwohl sie längst höchst wohlhabend, angesehen und auch mächtig sind. Die positive Belohnung durch das Sozialsystem führt zu einer konsequenten kognitiven Verengung.

Und die christliche Kirche kommt ihrem Auftrag der geistigen Orientierung nach höherem Sinn nicht nach.

 

Das “Baden in Adrenalin” als erstrebenswerter Lebensentwurf?

Stressreaktionen sind aber archaische Angst-, Flucht- oder Verteidigungsreaktionen des Körpers zum Überleben „wenn der Säbelzahntiger den Urmenschen angreift und verfolgt“ – also pure Überlebensreaktionen.  Der dem Materialismus inhärente Konkurrenzdruck führt dazu, dass ein Großteil der in diesem System erfolgreichen Elite permanent im Überlebensmodus lebt, „in Adrenalin badet“.

Permanent im Überlebensmodus verharrende Körper, die zu einem großen Teil noch mit Alkohol beruhigt werden müssen, sind kaum in der Lage, ihre zum Wohlbefinden erforderlichen „Erhaltungs- und Instandhaltungsarbeiten“ durchzuführen. Und der Geist verharrt ebenfalls im permanenten Angriffsmodus.

Die diesem materialistischen System zugrundeliegende Arbeitsethik – nach dem Motto „good is never good enough“ oder „wenn das Leben gut war, dann es ist Mühe und Arbeit gewesen“ führt über die permanente Selbstkasteiung nicht nur zu mangelnder Lebensfreude, sondern in einigen Fällen auch zu frühem Ableben. Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkte oder das japanische Karoshi –Tod durch Überarbeitung – sind beredte Beispiele dafür. Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache und ca. 30% der westlichen Bevölkerung sind depressiv. 

Ist dieses immer noch stark vorherrschende Leben im Hamsterrad nun ein erstrebenswerter Lebensentwurf?

 

Der kognitiven Verengung entkommen

Unser Brainwash in Richtung auf eine nicht zu bezweifelnde Dominanz unseres logischen Denkprinzips verbunden mit weitestgehender kognitiver Verengung verhindert sogar a priori diese Frage.

Eine Öffnung hin zu einem spirituelleren Bewusstsein hingegen erschließt ungeahnt erfreuliche Perspektiven hinsichtlich psychischer und physischer Gesundheit, intellektuell-kognitiver Dimensionen und – Glück.  Hierbei ist primär Bezug genommen zu ostasiatischen Botschaften – die christliche Kirche findet in diesem Zusammenhang kaum statt.

Wenn denn unser Hamsterrad uns die Gelegenheit zur Besinnung lässt.

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“Die Menschen im Herzen erreichen” (Radio-Interview Bergische Welle)

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